Während die Deutschen an den Wiederaufbau ihres Landes denken, hat niemand den Frauen gedankt
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An einem sonnigen Dienstagmorgen in Berlin mache ich mit einer Gruppe von Frauen Sitzgymnastik zu den mitreißenden Melodien von Johann Strauss. Die meisten sind in ihren Achtzigern, einige in ihren Neunzigern, und alle sind wunderschön gekleidet – Strickjacken, Broschen, Hosen – und kein Trainingsanzug weit und breit.
Während wir uns im Takt von Wiener Blut hierhin und dorthin dehnen, machen die Frauen lustige Witze über die Übungen und übereinander. Eine Frau wird aufgezogen, weil sie einen Rock trägt, der im Verlauf des Kurses hochrutscht. „Nur weil ich die Beine dafür habe und sie nicht“, sagt Frau Ludwig hitzig.
Allen diesen Frauen ist gemeinsam, dass sie alle Teenager und junge Frauen waren, als die Nazis 1933 die Macht übernahmen und 1939 den Zweiten Weltkrieg auslösten, der Deutschland erneut verwüstete.
Vor genau 70 Jahren – am 8. und 9. Mai 1945 – war die Stunde Null nach der deutschen Kapitulation. Unter den Frauen hier sind einige der letzten verbliebenen Trümmerfrauen Berlins .